Reisebericht > USA Südwest 2017

Relativ kurzfristig entschieden wir uns, auch dieses Jahr wieder einen USA-Trip zu machen, vor allem deshalb, weil wir extrem günstige Lufthansa-Direktflüge nach San Jose und zurück von San Francisco ergattern konnten. Ausgehend davon plante ich dann in aller Eile eine Tour mit dem Hauptziel Yellowstone, Grand Teton und den Wind River Mountains, wo ich schon seit Jahren einmal eine Mehrtageswanderung machen wollte. Und was ist daraus geworden? Gar nix! Kaum angekommen, planten wir noch einmal komplett um, denn der Wetterbericht verhieß nichts Gutes: winterliche Bedingungen mit Gewittern, Schnee und Hagel sowie Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt reizten uns nicht besonders, besonders zum Backpacken auf 3000m Höhe konnten wir uns angenehmeres Wetter vorstellen... Was also tun? Weiter südlich bleiben, mal wieder durch den Südwesten fahren und all das nachholen, was bei unserer letzten Tour dort ins Wasser gefallen war! Auch wenn wir anfangs ziemlich enttäuscht waren, stellte sich das als gute Entscheidung heraus, denn hier hatten wir bis auf einige Nachmittags-Gewitter fast durchweg gutes und vor allem warmes Wetter. Yellowstone und die Wind Rivers werden nochmal ein wenig auf uns warten müssen!
Nach einem Zwischenstopp am Lake Tahoe ging es auf dem Lonliest Highway quer durch Nevada bis zu unserem ersten Etappenziel, dem Great Basin NP. Aufgrund seiner Lage mitten im Nirgendwo war ich hier noch nie gewesen, und jetzt bot sich die Gelegenheit, das einmal nachzuholen. Wir campten zwei Nächte auf 3000m am Wheeler Peak Campground und erkundeten den Park mit seinen schönen Bergseen, uralten Bristlecone Pines und den fantastischen Lehman Caves. Sehr zu empfehlen!
Anschließend ging es statt nach Norden weiter bis zum östlichsten Punkt der Tour, dem Goblin Valley, um dann die ganze Strecke in aller Ruhe mit vielen Zwischenstopps und Wanderungen wieder zurückzufahren. In den ersten Tagen gab es nachmittags immer wieder teils heftige Gewitter, und zum Fotografieren war das natürlich optimal, aber der Befahrbarkeit der Dirt Roads war es weniger zuträglich. So hatten wir Glück, dass wir nach einer spannenden Fahrt durch die Henry Mountains noch fast trockenen Reifens wieder am Highway ankamen, und die Fahrten zum Horseshoe Canyon und ins Cathedral Valley mussten leider ganz ausfallen. Außerdem waren Cathedral Gorge und Grand Wash im Capitol Reef NP geflutet und gesperrt, aber trotzdem verbrachten wir drei richtig tolle Tage im Capitol Reef.
Während einer längeren Gewitter-Pause im Auto stellten wir dann überlegungen an, was wir hier in der Gegend für eine Backpacking-Tour als Ersatz für die Wind Rivers machen könnten, und es dauerte nicht lange, bis mir die perfekte Lösung einfiel: Coyote Gulch! Mein Vater und ich hatten dort ja 2007 eine ziemlich anstrengende Tageswanderung gemacht, aber mit zwei übernachtungen sollte das doch richtig entspannt zu genießen sein! Es stellte sich nur die Frage, ob die Hole In The Rock Road nach den Unwettern befahrbar war und wie es im Canyon aussah. Die Straße stellte sich als problemlos heraus, und der Canyon war zwar kurz zuvor geflutet gewesen, aber wieder zugänglich, und so konnten wir zwei Tage später zu unserem diesjährigen Tour-Highlight starten. Vom Red Well-Trailhead ging es am ersten Tag bis zum Jacob-Hamblin-Arch, am nächsten Tag dann bis zum Cliff Arch und zurück, und am dritten Tag wieder zum Trailhead. Insgesamt eine großartige Wanderung bei tollem Wetter und angenehmen Temperaturen sowie überraschend wenig Wanderern im Canyon, nur getrübt durch einige Stellen mit Treibsand, in dem wir mehrfach bis zu den Oberschenkeln versanken, und das dichte Gestrüpp, durch das wir uns oft zwängen mussten. Aber ansonsten war es einfach wunderschön und geradezu paradiesisch :-)
Die nächste Station hieß dann Kanarraville, wo wir die spektakuläre Wanderung durch den Kanarra Creek machten und den unterschätzten und wenig besuchten Kolob Canyons im Zion NP einen Besuch abstatteten. Eigentlich wären wir auch gerne noch spontan auf dem West Rim Trail backpacken gegangen, aber Aufwand und Kosten für die Permits und den Shuttle waren uns dann doch zu hoch. Stattdessen ging es weiter durchs Death Valley in Richtung Sierra Nevada, wo wir dann die letzten acht Tage verbrachten. In Bishop machten wir eine tolle Wanderung vom South Lake Trailhead über Bull Lake, Chocolate Lakes, Ruwau Lake und Long Lake – fantastische Hochgebirgslandschaft, leicht mit Schnee bestäubt, glasklare Seen, tollstes Wetter, was will man mehr :-)
Dann noch ein Zwischenstopp am Mono Lake und drei Tage im Yosemite, wo wir den zweiten Felssturz am El Capitan fast hautnah miterlebten – keine Viertelstunde vorher waren wir noch auf dem Wanderweg neben der Straße am Fuß des El Capitan vorbei und gerade über die Brücke auf die andere Talseite gegangen, als wir durch ohrenbetäubenden Donner aufgeschreckt wurden und eine riesige Staubwolke aufsteigen sahen. Das war knapp und hätte übel ausgehen können, denn diesmal waren Felsbrocken offensichtlich bis auf die Straße gestürzt und hatten sogar einen Autofahrer verletzt! Die nördliche Straße wurde für den Rest des Tages gesperrt und der Verkehr über die südliche wieder aus dem Tal geleitet, was natürlich zu einem mittelprächtigen Verkehrschaos und langen Staus führte, aber wir hatten Zeit und das waren Kleinigkeiten im Vergleich dazu, was hätte passieren können!
Letztes Etappenziel war dann der Sequoia NP. Viel Zeit hatten wir nicht mehr übrig, so dass wir den Kings Canyon NP diesmal komplett ausließen und uns eigentlich „nur“ dem Giant Forest widmeten. Aber abgesehen von dem immer wieder faszinierenden Erlebnis, diese unfassbar riesigen Bäume zu sehen, trafen wir hier auch auf eine Schwarzbärin mit drei Jungen, und so verging die Zeit wie im Flug und nach drei eigentlich ziemlich kurzen Wanderungen war der Tag auch schon wieder vorbei und wir genossen den Sonnenuntergang auf dem Moro Rock. Am nächsten Tag ging es zurück nach San Francisco, wo wir noch ausgiebig im Outlet-Center einkauften und danach zum Sunset nach Treasure Island fuhren. Da wir montags um die Mittagszeit zum Flughafen mussten und wir nicht in irgendeinem der Staus stranden wollten, die sämtliche Brücken verstopften, verzichteten wir dann darauf, noch in die Stadt zu fahren, und ließen den Vormittag beim Packen im Hotel ausklingen :-)
Alles in allem wieder eine richtig tolle Tour, auch wenn wir anfangs sehr enttäuscht waren, dass wir die geplante Route nicht fahren konnten. Aber es war auch mal spannend, nicht eine durchgeplante Tour abzufahren, sondern alle paar Tage neu zu planen und mehr oder weniger spontan zu überlegen, wie es weitergehen soll. Ich denke wir haben das bestmögliche rausgeholt und konnten sowohl viele Highlights besuchen, die ich zwar schon kannte, die meine Freundin aber unbedingt noch sehen wollte, als auch sehr viele auch für mich neue Orte, so dass am Ende alle zufrieden waren :-)