Reisebericht > Radweg Deutsche Burgenstraße 2021

Nach unserer erfolgreichen Fahrradtour nach Münster im letzten Jahr hatten wir uns vorgenommen, auch dieses Jahr wieder eine Radtour zu machen. Auf der Suche nach einer interessanten Strecke waren wir auf den Radweg Deutsche Burgenstraße gestoßen, und nach einigem Hin- und Herüberlegen, ob wir die recht anspruchsvolle, teils ziemlich bergige Strecke mit Gepäck schaffen würden, entschlossen wir uns, es einfach zu probieren. Wir konnten einfach von zu Hause aus losfahren, würden in Schwetzingen auf die Route treffen, in Heidelberg Freunde besuchen und von dort aus am Neckar entlang auf dem ausgeschilderten Radweg so weit fahren, wie wir es schaffen würden - im Idealfall natürlich bis nach Bayreuth, etwa 800km quer durch Deutschland!
Der erste Tag war gleich mal ziemlich heiß mit etwa 30 Grad, und so warm sollte es für den Rest der Tour nicht mehr werden... Gleich am nächsten Tag gab es Dauerregen, und von der eigentlich tollen Strecke am Neckar entlang bekamen wir leider nicht mehr so viel mit. Wir entschieden uns gleich mal gegen Camping und suchten uns feste Unterkünfte mit Kochgelegenheit, was zum Glück kein großes Problem war. Leider blieb das Wetter für die nächsten Tage sehr durchwachsen und eher kühl, aber immerhin konnten wir in Schwäbisch Hall und Rothenburg ob der Tauber mal Zelt und Schlafsäcke auspacken, wenn wir das Zeug schon mit uns herumschleppten :-) Aber leider machte das Zelten keinen großen Spaß, denn es war so kühl und feucht, dass das Zelt morgens total nass war und auch nicht mehr richtig trocknete, weil es ewig dauerte, bis die Sonne es durch den Nebel schaffte. So hatten wir uns das nicht vorgestellt! Wir beschlossen, zukünftig einfach nur noch in Hotels und Gasthöfen zu übernachten. Bei noch einigermaßen schönem Wetter ging es durch Hohenlohe, durch die Täler von Kocher, Jagst und Tauber, und über die Frankenhöhe Richtung Nürnberg. Wir kamen an dutzenden Burgen und Schlössern vorbei und fuhren durch wunderschöne alte Fachwerkstädtchen, nur etwas gebremst durch teils heftige Anstiege und kalten Gegenwind.
Und schon hatten wir die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht und rollten schließlich durchs schöne Frankenland Richtung Nürnberg. Nach der ausgiebigen Besichtigung von Nürnberg konnten wir einen Zwischenstopp und einen Erholungstag bei meinen beiden Cousins und ihren Familien einlegen, und so war es auch nicht ganz so schlimm, dass uns mal wieder einige Regentage bevorstanden. Kurz hatten wir überlegt, die Tour hier abzubrechen, zumal ich zeitweise auch Probleme mit dem linken Knie gehabt hatte, aber nachdem wir nun soweit gekommen waren, wollten wir das ganze natürlich auch zu Ende bringen. Leider war jetzt ausgerechnet der landschaftlich tolle Abschnitt durch die fränkische Schweiz ziemlich verregnet und kalt, aber wir bissen uns durch und erreichten schließlich Bamberg, wo wir einen weiteren Pausentag einlegten, um uns die schöne Altstadt anzuschauen. Und ab jetzt sollte das Wetter auch für den Rest der Tour immer besser und wärmer werden. Wir waren froh, dass wir es durchgezogen hatten, denn die letzten fünf Tage waren wirklich toll! Sowohl Bamberg als auch Coburg mit der gigantischen Veste oberhalb der Stadt und Kulmbach mit der Plassenburg gefielen uns außerordentlich gut. Und dann hatten wir es geschafft und kamen nach fast 800km in Bayreuth an. Hier gönnten wir uns nochmal einen Pausentag, um uns die Stadt anzuschauen und noch einen kleinen Ausflug zur Eremitage zu machen.
Jetzt stand uns nur noch eine kleine Odyssee bevor, denn wegen des Bahnstreiks konnten wir nicht wie geplant die Heimreise mit dem Zug antreten, sondern mussten auf einen Mietwagen zurückgreifen. Und hier fing der Spaß erst richtig an, denn unser gebuchter Kombi war von Europcar einfach gecancelt worden, ohne dass wir davon erfahren hatten. Immerhin konnte man uns noch einen teuren Transporter anbieten, mit dem wir uns dann durch einige Staus zurück nach Karlsruhe manövrierten, wo wir ihn gleich wieder bei Europcar abstellten. Dann waren es nur noch 30km mit dem Rad nach Hause, und nach zwei erlebnisreichen Wochen hatten wir endlich auch die letzte anstrengende Etappe geschafft :-)
Erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt, zwei Wochen lang jeden Tag im Schnitt 70km zu fahren! Abgesehen davon, dass wir so gut wie keine Probleme mit dem langen Sitzen im Sattel hatten, merkten wir deutlich, wie sich unsere Fitness in den zwei Wochen gesteigert hatte. Wir hätten nicht gedacht, dass wir eine solche Tour mit ihren 6000 Höhenmetern so gut schaffen würden. Insgesamt hat es trotz einiger Widrigkeiten also wieder richtig viel Spaß gemacht! Die Beschilderung war zwar vor allem auf den letzten Etappen in Franken sehr lückenhaft, aber mit guter Planung und Navigation über Komoot o.ä. kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Die Route ist wirklich empfehlenswert, landschaftlich wunderschön und mit den vielen Burgen und Schlössern und historischen Städchen gibt es jeden Tag viel zu sehen und zu besichtigen. Wir sind froh, dass wir die Tour gemacht haben :-)