Reisebericht > Korsika 2022

Endlich hatte die Wartezeit ein Ende - in zweierlei Hinsicht: Nachdem wir bereits 2020 Fährtickets nach Korsika gebucht hatten und bekanntermaßen eine Pandemie dazwischen kam, so dass wir die Reise mehrfach verschieben mussten, klappte es dann endlich in diesem Frühjahr. Und wir konnten praktischerweise gleich mit unserem neuen Wohnmobil auf Tour gehen, denn nach 15 Monaten Warten war es zwei Wochen vor der Tour endlich soweit und wir konnten unseren neuen Pössl abholen! Der wurde dann gleich mal einem Härtetest auf italienischen und korsischen Straßen unterzogen, den er mit Bravour bestand :-)
Der Start in den Urlaub war allerdings ganz schön stressig – aufgrund der stürmischen Wettervorhersage hatten wir unsere Fährüberfahrt um einen Tag vorgezogen, was bedeutete, dass wir natürlich keine Zeit hatten, um gemütlich mit zwei Übernachtungen nach Livorno zu fahren. Aber auch so sollte es noch einigermaßen gut gehen. Was sich allerdings änderte, als wir kurz vor Abfahrt um 17 Uhr die Nachricht erhielten, dass unsere Fährüberfahrt wegen technischer Probleme ausfallen musste und wir nochmal gezwungen waren, umzubuchen – und die Ersatzfähre fuhr morgen früh um 8! Es blieb uns also nichts anderes übrig, als die ganze Nacht durchzufahren. Dazu kam dann noch ein gesperrter Gotthardtunnel und ein Umweg über den San Berhardino, aber irgendwie hielten wir durch und kamen 2 Stunden vor Abfahrt der Fähre in Livorno an… Die Überfahrt verlief dann zum Glück sehr ruhig, und nach diesem stressigen Start in den Urlaub wurde es dann auch eine richtig tolle Tour!
Wir hatten uns mehrere Standorte rausgesucht, an denen wir jeweils 1-3 Tage auf einem Campingplatz Station machten und die Umgegend erkundeten. Erster Halt war Ajaccio, da es hier noch das beste und am wenigsten stürmische Wetter geben sollte. Wir machten ein paar schöne Wanderungen auf dem Sentier des Crêtes und zum Capu di Muru durch blühende und duftende Macchia hoch über dem blauen Meer und statteten auch der sehr sehenswerten Schildkrötenfarm A Cupulatta und der beeindruckenden Cascade du Voile de la Mariée einen Besuch ab. Dann ging es weiter in die Calanches, einem faszinierenden Gebiet voller verrückter Felsformationen mit tollen Wanderwegen und vor allem einem winzigen Sträßchen mitten hindurch, bei dem man sich gar nicht vorstellen mag, wie es in der Hochsaison sein muss, mit einem Wohnmobil hier entlang zu fahren. Aber Anfang April war alles noch so leer, dass wir teilweise fast alleine auf den Campingplätzen waren, und wir genossen bei tollem Wetter und angenehmen Temperaturen auch die Touristen-Hotspots ohne allzu großes Gedränge :-)
Anschließend machten wir eine fantastische Rundfahrt durchs Gebirge über Évisa mit den Gorges de Spelunca und Korsikas höchsten Pass, den Col de Vergio, bis nach Corte. In den Bergen lag noch zu viel Schnee, um Wanderungen in den höheren Lagen zu unternehmen, aber für eine Wanderung im Tavignano-Tal und die Cascades des Anglais reichte es, bevor wir in Richtung Süden fuhren um uns noch die hochinteressanten Kultstätten von Filitosa und Cauria mit ihren Jahrtausende alten Menhiren, Grabstätten und Behausungen anzusehen. Und schließlich stand noch ein ausgedehnter Besuch von Bonifacio auf dem Programm, unserem Highlight dieser Tour. Einfach unglaublich, wie diese Stadt auf die Klippen hoch über dem Meer gebaut ist und den Naturgewalten trotzt. Besonders bei einer Bootsfahrt entlang der Klippen kann man die Stadt aus besonders beeindruckender Perspektive bewundern und sich die bizarren Felsformationen an der Küste aus der Nähe anschauen. Auch die Altstadt selbst, der alte Friedhof und der Hafen sind sehr sehenswert, und auf ein paar kleinen Fahrradtouren in der Umgebung gab es auch viel zu sehen, vor allem das tolle Capu Pertusato mit schönem Strand, türkisblauem Wasser und der Grotte de Saint Antoine.
Zum Abschluss machten wir noch einen Stopp an der Nordküste bei St. Florent mit einem kleinen Abendspaziergang auf dem Küstenwanderweg in der Désert des Agriates und einem kurzen Abstecher nach Nonza, bevor wir dann wieder zurück nach Bastia und zur Fähre mussten. Alles in allem ein großartiger erster Eindruck von der wunderschönen „Íle de Beauté“ und der für uns perfekte Zeitpunkt für einen Besuch abseits des großen Touristenansturms im Sommer und bei noch angenehmen Temperaturen. Das Meer und die vielen Flüsse mit den berühmten Badegumpen sind natürlich um diese Zeit noch viel zu kalt zum Schwimmen, aber das hat bei uns ja auch nicht höchste Priorität :-) Andererseits wird unser nächster Besuch sicher im Spätsommer/Herbst stattfinden, wenn sich das Hochgebirge schneefrei erwandern lässt und man dann auch tatsächlich mal noch im Meer Baden und Schnorcheln kann. Wir kommen wieder!